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Frage:
29.12.2019
Werter Herr Köpfer, bisweilen schaue ich mal in Ihren Ratgeber und möchte Sie für Ihre nimmermüde Aufklärungsarbeit dem weniger kundigen Sammler gegenüber loben.
Was mir allerdings immer wieder auffällt, ist, daß Sie dermaßen auf zentrisch gestempelte Marken fixiert sind. Die von Ihnen von Mal zu Mal gezeigten Marken, sind mit dem sauber und zentrisch abgeschlagenen Stempeln schön anzusehen, aber glauben Sie wirklich, daß das nicht nach "Machwerk" aussieht ? Das spiegelt doch keinesfalls den "Alltag" am Schalter wieder . Was sollen erst die US- und Kanada- Sammler sagen, die schon froh sind, daß der Maschinenstempel nicht voll "reinhaut" - sollen sie dann die Marken wegschmeißen ?! Dasselbe bei den DR - Marken - so hatte doch kein Mensch gestempelt . Im Gegenteil - ein nicht ganz so exakter Stempel, ist doch auf seine Art viel "ehrlicher", als ein zart aufgehauchter Rundstempel, oder ? Mit freundlichem Gruß Th.W.
Antwort:
Glauben und Wissen!

Ich weiß, dass mitunter 500.000 ETB, hunderttausende FDC und alle von Sammlern bei den Versandstellen gekauften, gestempelten Neuausgaben Machwerk sind. Ebenso die von vielen Versandhändlern in großen Mengen produzierten "Raritäten" - zum Schaden der Sammler. Mehr als ein halbes Jahrhundert haben "kundige" Sammler millionenfach diese "wunderbaren" und bequehmen Quellen genutzt, um "tolle und wertvolle Sammlungen in teuren Alben zusammengetragen" (nicht gesucht, nicht gesammelt). Diese Generation ist zwischenzeitlich alt geworden (ich gehöre auch dazu), möchte ihre "Raritäten", oft geplant als Altersvorsorge,  weitergeben - aber da ist niemand. Die Vereine sind überaltert und jeder dieser hunderttausenden Sammler hat die gleiche Sammlung, nichts, was der andere braucht, nichts, das die Augen zum Leuchten bringt.

Ja, und dann ist da noch der Sammler. der am Postschalter in Kiel, Konstanz, auf Sylt, Rügen, in Dresden oder Freiburg einen oder zwei Briefumschläge an einen Sammlerfreund mit der Bitte aufgibt, sie schön zentrisch zu stempeln. Bei der Gelegenheit läßt er noch einen weiteren Satz schön stempeln - und ist mit seinem Hobby glücklich. Er braucht niemanden, der ihm überteuerten Schrott verkauft, niemanden der vorschreibt, wie er sammeln soll.

Machwerk? Was wäre die Philatelie heute ohne die Phantasie von Sammlern? Wo wären die wunderschönen von Sammlern geschaffenen alten Briefe?

Wenn ich  Briefmarken nur wegen ihrer Aussage, ihrer Visualität sammle, sonst nichts wichtig ist, dann setze ich mich an einen Wühltisch eines "Großtauschtages" und kann innerhalb kürzester Zeit und kostenlos ganze Jahrgänge komplettieren, "einen einfachen Anspruch" erfüllen. Dann ist es auch nicht wichtig, dass alle Zähne vorhanden sind, der Stempel lesbar und zeitgerecht und von wem auch immer abgeschlagen wurde. Und ich muß auch nicht darüber nachdenken,was später einmal mit meiner "Sammlung" geschehen kann oder soll.

Das soll keine Polemik sein, sondern nur die Bandbreite unseres Hobbys aufzeigen, innerhalb der sich jeder Einzelne tummeln kann, wie es ihm gefällt.

Wenn ich von zentrischen Stempeln spreche, dann von einem für mich zu erreichenden, erreichbaren Idealzustand. Davor liegt viel Mögliches und auch Empfehlenswertes. Ich denke, auch Sie haben Visionen / Ziele, die sich an den (für mich nicht erreichbaren) großen Raritäten der Philatelie orientieren. Und ich glaube, dass es für jeden Sammler eine Ebene gibt, wo er sich einklinken kann, von wo aus er sich Ziele definieren kann, Ziele, die Erfolg in Aussicht stellen, Ziele, die in der Spitze schwer, aber doch erreichbar sind, wodurch ein ganz besonderer Reiz entsteht.

Um nochmals vom Glauben zu sprechen: ich glaube nicht, daß die Philatelie untergeht, ich glaube im Gegenteil, dass sie neu erblühen wird - nur nicht mit denen und durch die, die heute ihren Niedergang betreiben.