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Briefmarken-Ratgeber
  ... der Leitfaden
 
 
Die Briefmarkenhandel
Stationäre Briefmarkenhändler mit Ladengeschäften, solche, die ihren „Betrieb“ vom Wohnzimmer aus betreiben, Internethändler, professionell oder privat, bedeutende Auktionshäuser und „Klitschen“, deren mangelndes Wissen oder mangelnde Moral spürbar sind, bilden eine mehr als bunte Vielfalt von Versuchen, die allesamt mit der Philatelie möglichst gute Geschäfte machen wollen.
Da hat sich eine eigene, eine eigenartige „Kultur“ entwickelt.
Ich glaube nicht, daß das alles so geplant war, es hat sich halt so ergeben. Und heute, der Karren ist festgefahren, kann man nicht mehr zurück, ohne seine Existenz, sein Gesicht (hat man das nicht schon lange?) zu verlieren.
Manipulierte Tatsache scheint, daß man alles, was Zähne hat, auch sammeln könne und Fakt ist, daß es auf dem Briefmarkenmarkt so unglaublich viel „Material“ zum Briefmarkensammeln gibt, daß man damit alle Sammler bequem dutzendfach bis hundertfach je Markenausgabe beglücken könnte. Das muß man bzw. geht allerdings nicht, denn die sind oft mit ihren eigenen Sammlung schon unglücklich.
All diese Objekte haben im Grunde genommen den Wert bei mir im Garten massenhaft herumliegender Steine, nämlich gar keinen und sind Schuld daran, daß man das Gefühl vermittelt bekommt, Briefmarkenhandel bestünde ausschließlich aus Massenhaftigkeit und Sonderangeboten.
Eine solch gewaltige Masse an nicht sammelwürdigem Schrott ist kaum vorstellbar – und alles ist fein säuberlich in unzähligen dicken Händlerlagern und Sammleralben aufgereiht. Jeglichen Qualitätsanspruch mißachtend, wandert jede Briefmarke, die Händler oder Sammler in die Hände bekommen, in deren Alben.
Spätestens beim Verkauf erfahren dann die in gutem Glauben oft lebenslang sammelnden Briefmarkenfreunde, daß ihre Sammlungen wertlos sind. Händler und Sammler (Pseudo- Händler) kaufen zu einem Spottgeld, möglichst riesige Händler- und Sammlerlager, die in (zugegeben) mühevoller Arbeit diversifiziert und zu 99 % der Abteilung (im Prinzip wertlose) Sonderangebote zugeführt werden. Das restliche eine Prozent teilt sich nochmals in verschiedene, nun jedoch sammelwürdige Qualitätsstufen auf, wovon dann vielleicht 0,1 % Besseres darstellt.
Die Händler versuchen nun, diesen wertlosen Schrott, also diese 99 %, für die sie selbst nichts bezahlt haben, mit möglichst hohem Gewinn an uninformierte Sammler zu verhökern. Völlig wertlos, werden diese Posten mit betrügerisch anmutenden Formulierungen als „Sonderangebote“ mit „unglaublichen“ Nachlässen „fast verschenkt“. Man schreibt ihnen einfach den Katalogwert zu, den sie jedoch effektiv nicht haben und macht so, zum Schaden der Sammler, horrende Gewinne..
Im Zweifelsfall ausprobieren: ein Testverkauf wird dies bestätigen! Eine äußerst wichtige Erkenntnis und Tatsache für alle mitdenkenden Briefmarkensammler ist die, daß es beim Briefmarkenverkauf absolut keine Sonderangebote geben kann. Dabei handelt es sich um sammelunwürdige, wertlose Posten, aber auch Einzelmarken, die IMMER um 100 % zu teuer sind.
In diese Kategorie fallen wohl 99 % aller Briefmarken. Und diesem gewaltigen Müllberg steht nun 1 % sammelwürdiges, eine also absolut knappe, verschwindend geringe Menge, an sammelwürdiger Ware gegenüber. Das ist viel zu wenig, um es als Sonderangebote zu verschleudern.
Es ist sogar, und das ist das bedenkliche, so wenig, daß es einfach nicht für diese Unzahl von Händlern als Handelsware ausreicht. Logisch also, daß die Händler ihr Angebot neben dem Massenschrott mit anderen Dingen auffüllen müssen. Und dabei ist, wie schon bei den Briefmarken, Qualität ein völlig untergeordnetes Kriterium. Wichtig ist Umsatz und Gewinn, wie, ist dabei egal. Dabei konzentriert man sich auf künstlich, nur für Sammler produzierte und unsinnig aufgemotzte Artikel, die mit Briefmarkensammeln überhaupt nichts zu tun haben.
Da wären in erster Linie Ersttagsbriefe und Ersttagsblätter, Erinnerungsblätter, Jahrbücher, Jahresgaben und vieles mehr. Keine Sammelobjekte, sondern reine zielgerichtete Handelsware, die teuer verkauft, allein schon auf Grund ihrer Massenhaftigkeit von vornherein wertlos ist – und es auch bleibt.
Dann werden mit verführerischer Werbung traumhaft schöne, repräsentative und die Briefmarkenschätze „tresorhaft“ schützende Vordruckalben angeboten – ein Muß für jeden Sammler.
Ein Muß? Nein, denn in Wahrheit sind diese Alben dauerhaft sehr teuer und, Wahnsinn, fürs Briefmarkensammeln völlig ungeeignet.
Warum? Ganz einfach, man kann in ihnen nur Einzelmarken, also fast immer wertlose Massenmarken sammeln. Es entsteht ein schön und teuer verpackter unverkäuflicher Einheitsbrei. Jedes Jahr muß man teure Nachträge kaufen, manchmal ist auf einer Seite nur ein Block unterzubringen und alle paar Jahre einen neuen Binder.
Und der Gipfel ist, daß man bei einem Verkauf seiner Sammlung für diese teuere Verpackung absolut nichts vergütet bekommt – während die Händler diese gebrauchten Alben dann wieder mit beträchtlichem Gewinn weiterverkaufen.
Urteil: unsinnig!
Ein weiterer, vielleicht sogar der wichtigste Umsatzbringer für den Handel, sind Abonnements, also das geplante und reglementierte Sammeln von Neuheiten.
Hier werden über Jahrzehnte ständig mehr werdende (Umsatz, Umsatz über alles!) massenhafte Neuausgaben der Postverwaltungen in immer der gleichen Art und Erhaltung gesammelt und in dem Handel weiteren Umsatz bringenden Vordruckalben „gebunkert“. Im Prinzip sind alle Abonnements der letzten 55 Jahre heute wertlose Massenware, die man nun im Internet zu 10 % ihres ehemaligen Postpreises bekommen kann. Selbst verkaufen kann man sie mangels Nachfrage allerdings kaum, was dann sogar einem Verlust von 100 % gleichkommt.
Noch gültige Marken man kann man an Versandhändler mit 10 % oder 20 % unter ihrem Wert, also weit geringerem Verlust, verkaufen oder, verlustfrei aber sinnvoll, jedoch ohne Verzinsung, auf Briefen verkleben.
Da die Briefmarkensammler immer öfter selbst denken, hat der Briefmarkenhandel in seiner heutigen Form keine Überlebenschance.
Seit Jahren wird seitens der Briefmarkenlobby darüber geklagt, daß es immer weniger stationäre Händler gäbe und sucht verzweifelt nach Lösungen, wie man die Briefmarkensammler dazu bringt, wieder mehr zu kaufen. Das Lustige dabei ist, daß diese Leute in einer beängstigenden Engstirnigkeit erst gar nicht auf die Idee kommen, irgendwelche Schuld bei sich selbst zu suchen.
Was soll´s, überlassen wir sie diesem Glauben und der weiteren Entwicklung, die natürliche Auslese läßt die Besten übrig.