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Briefmarken-Ratgeber
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Die Post
Nach wie vor ist deren Hauptaufgabe die Entgegennahme, der Transport und die Zustellung von Briefen und Paketen.
Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Briefmarkensammler sich um die „Abfallprodukte“, die „Verpackung“, die ungültig gemachten Wertzeichen und auch die Neuausgaben dieser Tätigkeit gekümmert, sie gesammelt, katalogisiert und ein wunderbares Hobby daraus gemacht. Der Briefmarkensammler war, von der Post, das waren noch tolle Zeiten, relativ unbeachtet, in diese Kreisläufe eingebunden, sammelte nach seinen Vorstellungen das, was ihm gut erschien, was ihm gefiel.
Seit nun schon vielen Jahren hat die Post die Briefmarkensammler als lukrative Umsatzquelle entdeckt und sie, um sie besser „im Griff“ zu haben, aus ihrem täglichen Postgeschäft als „ablaufstörende Kundengruppe“ quasi ausgegliedert und einem „Profit-Center“ zugeführt. Mit Erfolg wurden den Sammlern, unter fleißiger Mithilfe eines ebenfalls an besser beeinflußbaren Abläufen interessierten Netzwerks von der Philatelie nahestehenden Organisationen, ihre angestammten Abläufe „ausgeredet“ und in für die Post (und auch die gesamte nun entstandene Briefmarkenlobby) lukrativere und rationelle Kanäle gesteuert. Die Menge der Neuausgaben erhöhte sich stark und immer mehr Zuschlagsmarken „zwingen“ die Sammler zu immer mehr Spenden (Spenden und Zwang, welch ein Widerspruch!). Die „blinde?“ Sammelwut der Sammler wird mit immer mehr Varianten schamlos ausgenutzt, neue Produktlinien wurden und werden geschaffen, die Auflagen angepaßt, die immer weiter diversifizierten Einzelausgaben (Einzelmarken, naß- und selbstklebend, als Rollenmarken oder Sets, Markenheftchen, als Blöcke und was in Zukunft noch?), unterscheiden sich untereinander; man weiß ja, daß Sammler „möglichst komplett“ sein wollen.
Zukunft?! Der Sammler muß nun nicht einmal mehr seine Ersttagsbriefe selbst verschicken! Auch das übernimmt die Post. Sie ergänzt (lukrative zusätzliche Einnahmequelle) nicht stimmende Porti mit, welch verführerische Vorstellung, Automatenmarken. So entstehen sehr schöne?, seltene?, gesuchte? und wertvolle? geschätzt 150.000 (wahrscheinlich mehr) völlig gleich aussehende „Raritäten“.
Ich stelle mir vor, daß von der Post bald ein Angebot gemacht wird, das Sammeln direkt von ihr übernehmen zu lassen. Der Sammler wählt einmalig den Sammelumfang, Ort und Art der Aufbewahrung. Die Kosten werden abgebucht und einmal jährlich feiert man einen „Tag der Briefmarkensammlung“, an dem die Sammler zu ihren Sammlungen „wallfahren“, um sie sich anzusehen. An einem Sonderstand kann der „Philatelist“ Druckausfälle, Verzähnungen, fehlende Zähnung und viele andere seltene und gesuchte Postprodukte zu sagenhaft günstigen Preisen, die teilweise bis zu 50 % unter denen der Kataloge liegen, kaufen. Der sammlerische Höhepunkt aber ist eine jährlich wiederkehrende Sonderausgabe zu diesem Anlaß, die es nur an diesem Wochenende, nur in den Event-Räumen und nur, bitte keine Hamsterkäufe, in sammlerüblichen Menge von je maximal 50 Stück je Ausgabeart gibt. Eine Zuschlagsserie mit 4 Werten (45+20, 55+30, 145+70 und, von Sammlern immer wieder gefordert, endlich eine Päckchenmarke, 4,10+2,00) zu Gunsten der Philatelie, kann man entweder naß- (als 10er oder 50er-Bogen!) oder selbstklebend, aber auch als Block, geschnitten oder gezähnt und je speziellen Hinweisen auf jeden der acht zentralen Treffpunkte, als Mini-, Marken- oder Maxiset, von 100er-, 500er- oder 1.000er-Rollen, oder, als besonderes Geschenk nur für Kunden, wahlweise als naß- oder selbstklebendes Super-Maxi-Zusammendruck-Set erwerben. Sehr gelungen, das kann man jetzt schon sagen, werden auch die auf die zentralen Treffpunkte abgestimmten, auch die jeweilige Veranstalter-Stadt beschreibenden Messe-Erinnerungs- Bücher. Traumhafte Schwarzdrucke lassen den Preis unbedeutend erscheinen, für die künftige Entwicklung jedoch Träume aufkommen.
Kurz, ein Riesenevent, ganz nach den Herzen der Sammler, bei dem alle Händler, Zubehörlieferanten und Briefmarkenreparaturbetriebe (mit Livevorführungen von Nachzähnungen und Nachgummierungen sowie Entfalzungen zu Messesonderpreisen) ebenso anwesend sind wie die Kataloghersteller.
Organisiert vom Verband der Philatelisten werden an Food-Points leckere Speisen und Getränke angeboten (bitte beachten: es dürfen keine Speisen und Getränke mitgebracht werden!), die Preise hierfür sind im Anhang der aktuellen Kataloge zu finden und werden jährlich aktualisiert.
Briefmarken-Zeitschriften gestalten eine Sonderausgabe, mit der man auch seinen Kindeskindern noch das lustvolle Empfinden dieser Tage vermitteln kann, während ...... Hoppla, jetzt sind die Pferde mit mir durchgegangen - Entschuldigung, war natürlich nur Spaß. Der informierte Sammler weiß natürlich, daß nicht mehr gültige Einzelmarken der letzten 55 Jahre aufgrund ihrer großen Auflagen heute wertlos sind, noch gültige Marken in Euro maximal Frankierwert haben, will man sie verkaufen, jedoch nur noch ca. 90 % davon, die nach Außerkraftsetzung dann jedoch auch nur noch wertloses Papier sind.
Warum also ein solches Abonnement?
Wenn man die Neuheiten sammeln möchte, dann geht das doch besser direkt beim Postamt, in größeren Städten auch im Philatelie-Shop. Vorsicht jedoch an diesen Sonder-Schaltern! Die haben keinen normalen Tagesstempel, sondern nur die massenhaft verwendeten Ersttags- Sonderstempel. Genau das ist auch der Grund, warum es so unendlich viele Briefmarken und Belege gibt, die damit (buchstäblich) entwertet wurden.
Am besten aber ist es, wenn man in „seinem“ Postamt einen sammler- und auch sonst freundlichen Postmitarbeiter hat, der ohne Murren auf die individuellen, zugegeben manchmal etwas „sonderbaren“ Wünsche (Stichwort Qualität und Besonderheiten) eines Sammlers eingeht, einfach eine sympathische Dienstleistung erbringt.
In einem Schaukasten, das wissen eh alle schon, kann man auch erfahren bzw. ablesen, wann die nächsten Marken verausgabt und wie die aussehen werden, kann sich Gedanken darüber machen, was man damit „anstellen“ möchte.
Wenn man Neuausgaben so bezieht, hat man übrigens, im Gegensatz zum Abo, wo man schon mal unangenehm teure Überraschungen erleben kann, auch einen besseren Überblick über seine Finanzen, kann rechtzeitig bremsen.
Und, was noch viel wichtiger ist, man vermeidet Standard und kann dabei versuchen, an die Besonderheiten zu kommen. z.B. an bestimmte Bogenpositionen, an Rollenanfänge oder – enden.
Es kann jedoch auch passieren, daß man vom Postmitarbeiter mit der Begründung „fast“ abgewiesen wird, er dürfe nicht auf Sonderwünsche eingehen, man möge sich an die Postphilatelie wenden.
Mir ist das passiert, worauf ich, nach vorherigen diversen anderen negativen Erfahrungen, das Sammelgebiet Bund postfrisch beendet habe. Man muß sich das mal vorstellen! Man kauft Briefmarken, für die die Post nichts weiter tun muß, als sie einem Sammler zu verkaufen, vielleicht auch mal zu stempeln, der sie dann in sein Album steckt, fertig. Kein Brieftransport, keine Zustellung. Nichts.
Für mich war klar, es gibt so viel wunderbares, bereits verausgabtes und damit schon kalkulierbares, daß man bequem auf Neuausgaben jedweder Art verzichten kann.
Bund-Briefmarken ab Beginn bis ca. 1954 sind teils teuer. Der Grund hierfür ist einmal, daß es damals noch nicht so viele Sammler gab, die erhaltene „Grundmenge“ an diesen Ausgaben also kleiner ist. Außerdem war in der Nachkriegszeit Geld wesentlich knapper als heute. Diese begehrenswerten frühen Ausgaben und deren preisliche Entwicklung haben damals, so um 1960, immer mehr Menschen veranlaßt, Briefmarken zu sammeln. Seit dem, und heute immer noch, werden Briefmarken massenhaft produziert und auch so gesammelt.
Brutale Folge und Tatsache ist, daß die „nackten“ Einzelmarken-Ausgaben vom Bund von ca. 1955 bis 2002, Berlin bis 1990 und DDR ab ca. 1953 bis 1990 postfrisch gesammelt, heute z.B. bei ebay zu einem Bruchteil, ihres ehemaligen Postpreises, teilweise zu 5 oder 10 % gehandelt werden.
Mit ca. 90 % Verlust gegenüber dem seinerzeitigen Einkauf, null Verzinsung und nun der Mühe und Zeit, die es kostet, diese Marken z.B. in ebay zu plazieren und, wenn man überhaupt verkauft, dem Aufwand für den Versand, dann die Verkaufsgebühren und eventuelle paypal- Kosten hinzurechnet, wird das nun nochmals zu einem sehr deftigen Drauflegegeschäft. Aber nur so wird man die Geister, die man einst so begeistert rief, einigermaßen würdig wieder los.
Grauenhaft!
Viele Sammler haben zwischenzeitlich begriffen, daß Neuheiten zu sammeln nichts taugt. Denn seit 2003 hat sich einiges geändert. Die Auflagen der Neuausgaben liegen nicht mehr bei 20 oder 30 Millionen Stück, es sind oft „nur noch“, aber immer noch massenhafte sieben bis 10 Millionen Stück. Die „Selbstklebenden“ erreichen dagegen (für Sammler) alptraumhafte Auflagen von locker mehreren hundert Millionen Stück – und alle gebrauchten sind einheitlich in den 82 Briefzentren gestempelt.
Lustig ist, daß die Post auf diese negative Entwicklung damit reagiert, daß sie, ohne jeden Realitätssinn, ihre Verkaufsaktivitäten mit neuer Mannschaft (Besen) mächtig intensiviert. Aber, das ist ja ein für diese Briefmarkenlobby typisches Verhalten. Sie ignoriert die „Melkkühe“ Sammler einfach, sieht nicht, daß die aufgewacht sind, selbst denken und im eigenen Interesse handeln. Sie kapieren nicht, daß die Zeit vorbei ist, in der die sich vorschreiben ließen, was und wie sie zu sammeln haben.
Abo, postfrisch, Einzelmarken ist die eine Seite, gestempelt die andere. Wärmstens, vor allem sehr viel mehr zu empfehlen, hat aber auch diese Sammelart unangenehme postalische Fußangeln, die teilweise jedoch, positiverweise, bessere Entwicklungsmöglichkeiten zulassen. Generell gilt: keine Ersttags-Sonder-Stempel und keine Versandstellen-Stempel zu sammeln, die sind speziell für Sammler hergestellt und es gibt sie so massenhaft, daß nie etwas daraus werden kann.
Aber, warum soll man sich die Neuausgaben nicht mit einem ganz normalen Tagestempel möglichst zentrisch bei einem Postamt auch, aber bitte nicht nur, (ersttags) abstempeln zu lassen? Vielleicht gibt es sogar den freundlichen „Beamten“, der den verwendeten Stempel reinigt, bevor er ihn abschlägt und so den gesuchten glasklaren Stempel „produzieret? Und vielleicht können diese Marken auch noch bei unterschiedlichen Postfilialen im näheren oder weiteren Umkreis abgestempelt werden?
Man muß natürlich auch bedenken, daß, wenn das alle tun, auch da wieder Massenware produziert würde.
Oder, eine weitere Steigerung: Man pflegt Schriftwechsel mit Freunden, Verwandten oder anderen Sammlern - gerne auch rund um den ganzen Erdball. Eine zeitaufwändige, aber auch tolle und spannende Beschäftigung ist es, die verschiedensten Portostufen herauszufinden und mit schönsten Einfach-, Mehrfach- oder Mischfrankaturen hinzubekommen.
Logisch, das muß sein, jetzt kommen die Fußangeln, die teils ein richtiges Ärgernis sind. Bekommt man heute einen Brief, dann sind die Marken zu 99 + X % mit einem Stempel eines der 82 Briefzentren entwertet – und jedes dieser Zentren verarbeitet täglich Abermillionen von Sendungen. Für die Post ist das logische Rationalisierung und Gewinnoptimierung, für den ernsthaften Sammler wird da jedoch überhaupt nichts sammelwürdiges „produziert“.
Aber, man weiß ja, wie man das umgehen kann und gibt seinen Brief am Schalter auf, bittet darum, was leider oft auch schon auf Unwilligkeit stößt, ihn besonders schön und zentrisch abzustempeln. Die ausgewählte schöne, besondere und dadurch oft auch sehr teuere Frankatur wird dann, trotz der Bitte, dies zu verhindern, im Briefzentrum nochmals durch die Stempelmaschine „gejagt“, also überstempelt, „sammlerisch“ zerstört und ist nur noch ein Fall für den Papierkorb. So geht die Post mit unserem Geld um.
Nein, auf die Briefmarkensammler kann die Post leider keine Rücksicht nehmen.
(verstempelt)
Für mich war dieses immer wiederkehrende Ärgernis das Tüpfelchen auf dem „i“ und ich habe auch noch diesen letzten Rest von „Bund sammeln“ aufgegeben.
Das Schalterpersonal bemüht sich zwar, gibt bereits gestempelte Post schon gesondert weiter, verhindert wird es allerdings sehr oft nicht. Der Post scheint das egal zu sein, kümmert das offensichtlich nicht, man bekommt das Gefühl, ganz entgegen deren Bemühen beim massenhaften, durchrationalisierten und weitestgehend dienstleistungsfreien Verkauf postfrischer Marken über die Versandstellen, die Sammler seien ihr egal.
Ein weiteres Ärgernis ist das, daß die Stempelmaschinen in den Briefzentren derart hart über die Briefmarken „schrammen“, daß fast jede Marke links beschädigt wird. Ich habe, als ich mich noch um Neuausgaben bemühte, deshalb gerne Marken vom linken Rand verklebt.
Unzählige Briefe kommen mit durch die Stempelmaschine zerstörten Briefmarken beim Empfänger an
(ZerstöZoom1)                                                                                 (ZerstöZoom2)
Beiläufig an dieser Stelle wieder mal der Hinweis, daß man auch da wieder eine Sammlervertretung, eine Sammlerlobby, die solche Umstände zu ändern versucht, schmerzlich vermißt.
Spricht man von der Post, so war bisher die Deutsche Post gemeint. Das hat sich geändert, sie hat Konkurrenz bekommen, die sich, entgegen den gerichtlichen Bemühungen der Deutsche Post, ebenfalls „Post“ nennen darf. Auch die geben Briefmarken heraus, werden größer und ihre Aktivitäten verstärken.
Ich weiß nicht, wie viele regionale Unternehmen dieser Art es heute gibt, bin mir aber sicher, daß es auch da zu Konzentrationen kommen wird, letztendliche nur wenige Unternehmen übrig bleiben werden.
Ich sehe diese Markenausgaben einmal als weitere Teilausgaben Deutschlands an und ordne sie der Konzentration unter: was möchte ich sammeln, auf was konzentriere ich mich - und ansonsten sind das einfach Neuausgaben.
Man kann sich nun auch darauf konzentrieren, wobei zwangsläufig die Frage auftaucht, ob man die Ausgaben aller oder nur einzelner Unternehmen sammeln möchte.
Um nicht vom Regen in die Traufe zu gelangen, meine ich, Briefmarkensammeln ist auch die Konzentration auf bereits verausgabtes, also etwas, das man überschauen, bestimmen, einordnen und bewerten kann.
Ich habe beim Briefmarkensammeln nie erlebt, daß man durch Abwarten, durch Geduld irgendwelche Nachteile hatte.
Möchte man zum Verhältnis der Briefmarkensammler zur Post ein Fazit ziehen, dann dies, daß die Sammler wieder ein passives Verhältnis zu ihr pflegen sollten. Weg vom gesteuerten, alles zusammenraffenden „Kommerzpartner“ und wieder hin zum deren „Abfallprodukte“ nutzenden und genießenden Briefmarkensammler.