Konzentration
Man sollte sich also konzentrieren, denn ohne Konzentration ist wirkliches sammeln und
wirklicher Sammelspaß nicht möglich.
Bis vor etwa 130 Jahren sammelte man selbstredend noch „alle Welt“. Das war möglich, wurde
allerdings ständig schwieriger.
Sehr schnell mußte man sich dann konzentrieren. Man sammelte „nur noch“ einen Erdteil,
vielleicht Asien oder Afrika, wohl aber, zumindest hier, immer auch Europa.
Wollte man allein schon alle neuen Briefmarken „seiner“ Sammelgebiete haben, lief auch dies
bald aus dem Ruder – finanziell wie auch von der Beschaffung her.
Also sammelte man immer weniger Länder oder dann gar nur noch ein einzelnes Land.
Der „moderne“ und ernsthafte Briefmarkensammler kommt heute, selbst im Extremfall, nicht
mehr auf die Idee, mehrere Sammelgebiete nebeneinander her sammeln zu wollen, denn da
kommt von jedem etwas, aber nichts wirklich Gescheites zusammen.
Trotzdem, die ganze Welt steht uns Sammlern ja als Sammelgebiet zur Auswahl, fällt es oft
schwer, sich für „irgendwas“ daraus zu entscheiden.
Wenn dann diese Auswahl getroffen werden muß, hilft oft schon ein Blick auf die eigene
Sammlung, z.B. welche Länder hat man am häufigsten. Oder man hat ein Traumland, eins, das
man besonders mag, eins, das besonders fasziniert, oder man hat von Haus aus Verbindung zu
einem bestimmten Land oder man findet die Marken eines bestimmten Landes besonders
schön. Oder, oder, oder - jede Wahl, jede Liebe hat hier ihre Berechtigung und vor allem, ihre
Zukunft.
Meistens ist es dann aber doch das Land, in dem man zu Hause ist. Da findet man neben einer
großen Vielfalt ja auch die meisten Sammel-, und, wenn es irgendwann
mal wieder eine akzeptable Tauschbasis gibt, Stichwort Katalogpreise, sicher auch die meisten
Tauschfreunde, die den gleichen Entschluß gefaßt haben.
Deutschland mal angeschaut? Viel zu viel, um alles zu sammeln? Genau. Wollte man ganz
Deutschland wenigstens in einigermaßen sammelfähiger Qualität sammeln, wäre das für die
große Mehrheit viel zu teuer und auch von der Menge her einfach nicht zu schaffen. Außerdem
würde jeder Abschnitt der deutschen Geschichte besonderes, also spezialisiertes Wissen
fordern. Und bei all diesen Überlegungen sind die mengenmäßig kaum mehr zu
überschauenden Neuausgaben noch gar nicht berücksichtigt. Aber die interessieren den
wirklichen Briefmarkensammler ja sowieso nur am Rande. Der weiß, daß die erst viele Jahre
nach ihrer Ausgabe interessant werden.
Aber, machen wir uns kurz Gedanken darüber, wie es wäre, wenn man so sammeln würde, wie
es „alle“ tun: ein Abonnement der Neuausgaben, vielleicht zwei- oder mehrfach, würde eine
komplette Sammlung, gesammelt im Vordruckalbum, eines bestimmten Zeitraums schaffen.
Daneben würden sich dann eine Unmenge an „preisgünstigen“ Marken der übrigen Zeiträume
bzw. Teilgebiete in fragwürdigen Qualitäten oder postfrischen Einzel- und deshalb
unverkäuflichen Massenmarken ansammeln. Man würde sich, falls überhaupt finanzielle Mittel
über den Bezug von Neuausgaben, Ergänzungen der Vordruckalben und dem Kauf neuer
Kataloge hinaus übrig blieben, auf den Kauf von „sensationell günstigen“, „fast geschenkten“
Sonderangeboten beschränken. Es würde ein im Verhältnis zum wirklichen Wert mit viel zu
großem finanziellen Aufwand erkauftes, unansehnliches, uninteressantes, fragmentartiges und
auf Dauer spaßverderbendes Sammelsurium entstehen – das es hunderttausendfach gibt,
wertlos, enttäuschend.
Der denkende, wissende und damit informierte Sammler weiß, Briefmarken-Sonderangebote
sind fast 100%ig immer der Versuch, wertloses, massenhaftes, also Schrott, mit großem
Gewinn an die Frau bzw. den Mann zu bringen.
Eine Binsenweisheit ist: Gute Briefmarken sind immer gesucht, haben IMMER Konjunktur,
IMMER ihren Preis.
Die Lösung ist und bleibt die Konzentration.
Aus „deutschen“ Fürstentümern und Königreichen, die ab 1850 Briefmarken verausgabten,
entstand ein deutsches Kaiserreich, Großmachtdenken ließ Kolonien wie z.B. Deutsch-
Neuguinea, Deutsch-Südwestafrika, Kamerun, die Marianen und andere entstehen. Der erste
Weltkrieg richtete unsagbares Leid an, beendete die Monarchie in Deutschland, Kaiser Wilhelm
der II. dankte ab. Briefmarkenausgaben in besetzten Gebieten und, danach, Briefmarken, die
den Verlust dieser und anderer Gebiete dokumentieren, zeugen von den Wirkungen. Eine
Hyperinflation zerstörte alles Volksvermögen, brachte Massenarbeitslosigkeit und letztendlich
ein unmenschliches System an die Macht, das millionenfachen Völkermord als Programm hatte,
den zweiten Weltkrieg verschuldete, der letztendlich nicht nur Europa in Schutt und Asche legte
und ca. 55 Millionen Menschen das Leben gekostet haben wird.

Der Verherrlichung des Kriegs folgte logischerweise
(KriegVerherrlichung)
(KriegVerherrlichung)

mit dem letzten Aufgebot, Kindern und alten Menschen, der Niedergang.
(KriegNiedergang)
Nach diesem erneut verlorenen Krieg wurde Deutschland unter den Siegermächten aufgeteilt
und für über 40 Jahre quasi zur „Frontlinie“ eines kalten Kriegs zwischen Ost und West,
zwischen Kommunismus und Demokratie, vor allem aber zwischen Völkern, die doch nur
friedlich miteinander leben wollten.
In jedem dieser rund 160 Jahre deutscher Briefmarken gab es für die verschiedensten Gebiete,
Gelegenheiten und Notlagen Briefmarkenausgaben, die eine äußerst spannende Entwicklung
belegen, Geschichte fühl-, sammel- und belegbar machen und damit ein hochinteressante
Sammelgebiete sind.
Man hat die freie Auswahl zwischen einer mehr als bunten Palette abgeschlossener
Sammelgebiete. Abgeschlossen heißt, keine unnötigen finanziellen Belastungen durch
irgendwelche Neuausgaben, man kann sich voll auf die Schönheit und Dokumentationskraft
längst verausgabter Marken konzentrieren. Postfrisch, gestempelt, auf Brief – alles oder nur
dieses oder jenes, aber immer in allerhöchster Qualität.
Denken wir nur mal an die Deutschen Nachkriegsaugaben, an die Ausgaben der Alliierten
Besetzung, der Französischen Zone mit Baden, Württemberg, Rheinland-Pfalz dem Saarland
und der alliierten Besetzung, an Berlin, die DDR und die Bundesrepublik Deutschland.
Eine traumhafte Auswahl, oder?
(KriegNiedergang)

Bund MH 13 c, als Heftblattblatt ideal gestempelt und (MH13Berlin)

perfekt gestempelt die Zusammendrucke daraus, das senkrechte Paar mit einem breiten Ausgleichszahn
(AZ) und (MH13ZD)
(AZ) und (MH13ZD)

so nicht sammelwürdig, Versandstellen gestempelt und einfach in Zusammendrucke zertrennt!
(MH10BerlinMassenZD)
Und nach einiger Zeit wird man feststellen, daß man, völlig unbemerkt, bestimmte Ausgaben
oder Bereiche seines Gebiets, wie z.B. Stempel, Farbvarianten, Fluoreszenzen, Dauerserien,
Markenheftchen, Zusammendrucke, Rollenmarken oder anderes, besonders kultiviert, sich
weiter spezialisiert hat.
(MH10BerlinMassenZD)

sLangweilig? Nein, im Gegenteil: Druckerzeichen (Dz) links Lumogen-Papier, mitte und rechts Jaime-Bauer-Papier und dort
einmal mit dünnen, einmal mit fetten Walzenstrichen.
(DzDeutsche)
an hat ein und dieselbe Marke in vielleicht 10 oder 15 Varianten, in verschiedenen
Fluoreszenzen, mit Plattenfehler, als Eckrand mit Druckerzeichen, als Viererblock mit
Formnummer, teilgeschnitten, als Zusammendrucke, als Rollenmarke mit Nummer, postfrisch,
vielleicht erstklassig zentrisch gestempelt und verschiedene Portostufen auf Brief.

Rollenanfänge (hier von der 30034-Rolle) als Einzelmarke oder 6er-Streifen, oder,
(RolleRA)
(RolleRA)

auch interessant: Rollenenden mit Leerfeldern in verschiedenen Farben (5 oder 11 Marken + 4 Leerfelder), oder
(RolleRE)
(RolleRE)

mit breitem oder spitzem Ausgleichszahn.
(RolleAzV)
Das ist dann Konzentration in der Konzentration, pure Lust - und bei jeder Freimarken- bzw.
Dauerserie aller Länder und Gebiete in irgendeiner Form möglich.
Auf diesem Weg zur Konzentration wird man mehr und mehr feststellen daß man nicht nur
einen totalen Überblick über sein Sammelgebiet und ein spielend leicht erworbenes, äußerst
umfangreiches Wissen erworben hat, sondern sich auch die überragende Bedeutung der
Qualität problemlos umsetzen läßt.
(RolleAzV)