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Briefmarken-Ratgeber
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Qualität
Qualität ist die grundlegende Voraussetzung für jede Art des Sammelns, und ganz besonders beim Briefmarkensammeln!
Ohne absolute Qualität ist Sammeln kein wirklicher Spaß, ist sinn- und wertlos.
Weder muß sich höchste Qualitätsansprüche an das was er sammelt genauestens definieren und, ganz wichtig, es absolut kompromißlos umsetzen.
Qualität beginnt damit, daß eine Briefmarke absolut einwandfrei sein muß, ohne Fehl und Tadel. Beschädigte Marken oder solche mit fehlenden oder kurzen Zähnen, mit auch winzigsten Knittern, Rissen, dünnen Stellen, ebenso postfrische Marken, bei denen die Gummierung nicht einwandfrei ist, Fingerabdrücke sind solche Fehler, werden sofort aussortiert und endgültig vernichtet – wandern also auf gar keinen Fall ins Dublettenalbum.
Natürlich gilt dieser Anspruch auch und besonders für gestempelte Briefmarken: „ohne Fehl und Tadel“.
Und da fallen verschmierte, zu fette oder ähnlich unschöne Stempel ebenfalls sofort durch das Qualitätsraster, sie sind einfach nicht sammelwürdig – ab in den Papierkorb.
Hat der Stempel diese erste Qualitätsprüfung überstanden, kommt schon die nächste und wieder eine entscheidende: Stempel MÜSSEN lesbar, also Ort und Datum klar erkennbar sein. Ist dies nicht der Fall, sind solche Marken wertloser Abfall und werden ebenfalls sofort aussortiert und vernichtet! Und, logisch, auch hier gilt wieder, auf keinen Fall ins Dublettenalbum stecken, denn dort sollte es genauso aussehen wie in der Sammlung: alles ist erstklassig!
Nicht sammelwürdig und absolut wertlos: nicht lesbare Stempel, Wellenstempel, Versandstellen- und Ersttagssonderstempel.
Der Hintergrund für den Anspruch der Lesbarkeit ist der, daß Stempel massenhaft gefälscht werden, also Marken z.B. lange nach ihrer Außerkurssetzung gestempelt wurden.
Briefmarken kann man von offiziellen Prüfern gegen Entgelt auf ihre Echtheit in vielfacher Hinsicht prüfen lassen. Das ist nicht nur in Bezug auf Stempel nötig, auch vieles andere wurde und wird massenhaft gefälscht. Aufgrund der Überlastung der Prüfer, prüfen diese heute jedoch Briefmarken erst ab einem Katalogwert von ca. € 20,-- oder € 25,--.
Jetzt könnte die Frage auftauchen, warum die Lesbarkeit eines Stempels bei einer „billigen“ Briefmarke, die ohnehin nicht geprüft werden kann, überhaupt wichtig ist?
Einmal, alle unsere Marken, ob billig oder teuer, müssen echt sein, weiter kann sich jederzeit diese Prüfgrenze von heute ca. € 25,-- ändern und, viel wichtiger, eine Marke kann ihren Wert ändern und, was heute schon regelmäßig zu beobachten ist, daß Marken, auch einfache, mit sehr schönem, zentrischem Stempel schon jetzt weit über den Michelpreisen oder Prüfgrenzen liegen.
Aber von all dem abgesehen, herrscht doch eh Qualität bis in den kleinsten Eckzahn. Die Qualität gestempelter Briefmarken und damit Sammelfähigkeit beginnt bei der klaren Lesbarkeit des Stempels und findet ihre höchste Erfüllung in einem glasklaren, zeitgerechten, zentrischen Vollstempel eines „normalen“ Postamts.
Darin, seine Briefmarken immer durch noch schöner gestempelte zu ersetzen, steckt auch ein besondere Reiz. Wobei der glasklare, zeitgerechte, zentrische Vollstempel eines „normalen“ Postamts dann die höchste Erfüllung ist. Er ist schön, selten – und sehr gesucht und damit teuer.
Dem Ideal nahe gestempelt – wer sucht, der findet!
(zentrStempel)
Aber, es gibt auch „wunderbar“ glasklare Stempel, die nichts als Massenware sind, wertloses, nicht sammelwürdiges Machwerk: die Ersttagssonder- und Versandstellenstempel. Diese Stempel findet man hunderttausend- ja millionenfach auf Einzelmarken, auf FDC, auf ETB. Wenn man sie nun vielleicht schon hat und man denkt über die Gesetze von Angebot und Nachfrage nach, fällt einem nur noch der Papierkorb als finalem Aufbewahrungsort ein.
Ach übrigens, mein Dublettenalbum erfüllt die gleichen Qualitätskriterien, wie meine Sammlung, ist also eine wohl äußerst gefragte „Dublettensammlung“.
Ist damit jetzt alles zur Qualität gesagt?
Nein bei weitem nicht. Denn Qualität zeigt sich nicht nur in der Unversehrtheit einer Briefmarke, ist gar nur ein kleiner Baustein, sie zeigt sich auch und insbesondere in ihrer Außergewöhnlichkeit.
Eine fehlerfreie postfrische und randlose Einzelmarke ist, von relativ wenigen Ausnahmen abgesehen, massenhaft (millionenfach) vorhanden und damit im Grunde genommen als Sammelobjekt relativ ungeeignet, ohne inneren Wert. Man wird sie trotzdem zur Vervollständigung eines Sammelgebiets (sieht schon gut aus) haben wollen, sollte dafür allerdings nur einen Minimalwert (Bezug über Internetauktionen) bezahlen.
allerdings nur einen Minimalwert (Bezug über Internetauktionen) bezahlen.
Auszug aus einem Vordruckalbum-Blatt: wert-, weil randlose massenhafte 08/15-Marken!
(AuszugVordruck)
Später noch genauer besprochen, jetzt aber schon einmal als Vorabinformation: Katalogpreise geben NICHT den Sammlerwert einer Marke wieder, sondern den Preis, zu dem der Handel verkaufen möchte. Dementsprechend kosten dort solche Massenmarken ein Vielfaches ihres Nominalwertes (Portowert), den ein Käufer nie mehr realisieren kann, während sie in Internetauktionen (z.B. (ebay“) zu einem Bruchteil (oft 5 % bis 10 % ihres ehemaligen Postpreises) zu ersteigern sind.
Ganz anders sieht es aus, wenn diese Einzelmarken Besonderheiten aufweisen. Das können unterschiedliche Gummierungen (matt, glänzend oder geriffelt (waagerecht oder senkrecht)) sein, unterschiedliche Fluoreszenzen, Rollennummern, besonders aber auch Paare oder größere Einheiten, Eckränder und alle Arten von Randstücken. Dort gibt es Reihenwertzähler, Formnummern, Druckerzeichen, Bogenzählnummern, Schnittmarkierungen, Farbbalken Zudrucke und vieles mehr.
Berliner „Klassik“, mal mit, mal ohne Formnummer und die 4 + 1 Pfennig mit berichtigter Formnummer „2 auf 1)
(FNGedKirche)
Man muß sich mal überlegen, daß, wenn eine Briefmarke in Bogen á 100 Stück gedruckt wurde und eine Auflage von, sagen wir mal, 5 Millionen Stück hatte, es „nur“ jeweils 50.000 Eckränder gibt. Auf Druckerzeichen (Dz) bezogen könnte das weiterhin bedeuten, daß, wenn es bei einem Wert 5 verschiedene Dz gibt, es je Dz nur ganze 10.000 Stück gibt. Wenn man nun weiter annimmt, da gibt es überhaupt keine Erhebungen, es gäbe 500.000 Sammler bundesdeutscher Briefmarken, das wäre jeder 160. Bundesbürger (es gibt Stellen, die sprechen von 3 Millionen, was Nonsens ist), dann sind 50.000 oder gar 10.000 Stück Miniauflagen, während 5 Millionen Stück wertlose Masse widerspiegeln.
Formnummer bei den „Berliner Frauen“ und, mal ganz anders, bei den Sehenswürdigkeiten von Bund und Berlin.
(FNFrauen)                                                                   ( FNSWK)
Wenn man dieses Spiel nun auch noch auf gestempelte, also ihrem postalischen Zweck zugeführte Briefmarken überträgt, kommt zu den oben genannten, die „Häufigkeit“ vermindernden Kriterien und Möglichkeiten noch die Qualität des Stempels hinzu – und die zur Verfügung stehende Menge an sammelfähigem Material reduziert sich weiter.
Etwas weiter oben wurde auf die Massenhaftigkeit und damit sammlerische Wertlosigkeit von Ersttagssonder- und Versandstellenstempeln hingewiesen.
Da muß man, bezogen auf Stempel der Versandstellen und speziell in Bezug auf das Postamt Berlin-12, das es heute nicht mehr gibt, eine Einschränkung machen.
„Berlin 12“ war Versandstelle und Postamt. Dort wurden für Sammler und den Handel einerseits massenhaft Berliner Briefmarken mit Originalgummierung und dem Stempel „Berlin 12“ gefertigt, die Alben der Händler sind voll davon, andererseits wurden aber auch die obligatorischen Aufgaben eines Postamts erfüllt.
Bei Einzelmarken kann eine Unterscheidung kaum getroffen werden, die müssen wohl alle in einen Topf geworfen werden, bei Ganzsachen aber wohl. Briefe von diesem Postamt mit Codierungsstrichen oder besondere Versendungsarten wie Einschreiben, Eilboten, Wertbriefe halte ich demnach für absolut sammelbar.
Sehr empfehlenswert sind außerdem, denn die Seltenheit spielt auch hier die große Rolle, Berlin-12-gestempelte Eckrandstücke mit FN, Dz oder sonstigen Zudrucken, auch einzelgestempelte Blockmarken und den Zusammendrucken daraus.
Wirft man einen Brief in den Briefkasten, dann wurde und wird der jeweils im zuständigen zentralen Postamt abgestempelt, ist also mit großer Sicherheit „echt gelaufen“, was ja auch ein wichtiges Kriterium darstellt.
Die so abgestempelte Einzelmarken sind zwar häufiger als die mit dem Stempel kleinerer Postämter, sind aber immer noch weit, weit seltener, als die der heute 82 Briefzentren, die jeweils ein gewaltiges Briefaufkommen haben und somit sammlerisch einen millionenfachen Stempel-Einheitsbrei generieren. Eine „Berlin-11-gestempelte“ Berlin Marke ist also absolut sammelwürdig, eine gar zentrisch gestempelte eine Seltenheit.
Das kleine Postamt jedoch taucht heute somit immer seltener auf, was auch ein Hinweis auf besondere Sammelwürdigkeit, auf künftiges Sammelverhalten ist.
Mindestanspruch ist also ein lesbarer Stempel, ein Stempel, bei dem Ort und Datum klar lesbar sind. Erst dadurch ist ein Verbandsprüfer in der Lage, die Echtheit eines Stempels zu prüfen und auch nur dann kann man erkennen, ob der Stempel zeitgerecht abgeschlagen wurde.
Weil nicht prüfbar sind diese Marken nichts als wertloses Altpapier – ab in den Papierkorb!
(nichtprüfb)
Unbedingt beachten muß man, daß früher, also bis 1968, Briefmarken von Berlin und Bund nur eine begrenzte Gültigkeitsdauer von jeweils so um zwei Jahre hatten, die der DDR bis 1963. Abstempelungen nach Gültigkeitsende sind also nicht zeitgerecht und somit wertlos.
Vergleicht man nun die obigen, nicht prüfbaren und damit wertlosen Marken mit den unten abgebildeten, wird der Unterschied zwischen „Sammelunwürdigkeit“ und „Sammelwürdigkeit“ sofort klar.
Alle Stempel der folgenden Marken (alle MiNr. 471 Berlin) sind lesbar und auch zeitgerecht - und damit prüfbar und somit sammelwürdig.
Allerdings ist auch leicht die Steigerungsmöglichkeit von Schönheit in der Verbindung zur „Qualität“ zu erkennen.
Alle Marken sind sammelwürdig – die Stempel kleinerer Postämter sind sauber, lesbar, zeitgerecht und teils zentrisch
(Stempelauswahl)
Qualität und Schönheit bilden beim Briefmarkensammeln eine Symbiose. Und das, obwohl Schönheit subjektiv ist, von jedem also anders empfunden wird. Einig ist man sich jedoch grundsätzlich darüber, daß bestimmte Stempel als ideal, als schön, ja als sehr schön empfunden werden können
Der höchste Qualitätsanspruch dürfte ganz klar der absolut zentrische Vollstempel sein, wobei mir auch der drittletzte, also der zentrisch mittig, aber tief abgeschlagene Stempel, bei dem natürlich die Datumleiste voll erkennbar sein muß, mindestens genau so gut gefällt. Solche Stempel, der eine wie der andere, sind nicht leicht zu finden, vor allem aber wird man erkennen, daß der jeweils „bessere“ Stempel immer noch etwas wertvoller, also teurer sein wird. Aber es macht unheimlichen Spaß, einen schönen Stempel durch einen noch schöneren, vielleicht den ultimativen zu ersetzen.
Wenn man das nun alles verinnerlicht hat, vor allem auch beherzigt und schlechtes vernichtet, hat man schon eine große Leistung vollbracht. Ich war bei meinen „Ausmistaktionen“ vor allem darüber erstaunt, ja erschrocken, was für Mengen an sammelunwürdigem Schrott ich da gutgläubig in vielen Jahren zusammengetragen und nun aussortiert hatte. Die Vernichtung fiel mir ehrlich gesagt schwer, aber was soll´s, ab in den Schredder, geschafft - und bald war ich hellauf begeistert vom Ergebnis.
Wie schaut´s aus? Alles aussortiert?
Die Menge der verbliebenen Briefmarken ist jetzt sehr überschaubar geworden. Aber, es ist nun echte Qualität erkennbar. Man erkennt, daß man nur wertloses, sich selbst täuschendes aussortiert hat und ist einfach nur froh. Man sieht nun, was man überhaupt hat, welche Länder, welche Besonderheiten - läßt das alles auf sich wirken (sieht doch toll aus, besonders wenn schon die eine oder andere zentrisch gestempelte dabei ist!), und überschläft das mehrfach. Beim Briefmarkensammeln gibt es (fast) nie Eile, es ist ja schließlich ein Hobby und nicht „Maloche“!
Konzentriert auf weniges, das aber in höchster Qualität, ist man zum absoluten Spezialisten geworden. Man hat Spaß am Sammeln, genießt ein wunderbares Hobby, ist stolz auf seine Schätze.
Daß daraus nun auch eine wertvolle und begehrenswerte Sammlung wird, kann, wenn man seine „Grundsätze“ auch umsetzt, fast garantiert werden.
Fast, denn es muß sowieso unbedingt erst noch ein weiterer Grundbaustein erfolgreichen Sammelns beachtet und lebenslang gepflegt werden.